Die Ernst-Toller-Gesellschaft e.V. mit Sitz in Neuburg an der Donau verleiht den 13. Ernst-Toller-Preis an die deutsche Schriftstellerin und Publizistin Jagoda Marinić. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird am 27. September 2025 um 18.00 Uhr im Stadttheater Neuburg an der Donau überreicht.
Aus der Begründung der Jury
„Mit Jagoda Marinić wird der Ernst-Toller-Preis 2025 an eine eindringliche und mutige Stimme der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur verliehen, die gesellschaftspolitisches Engagement und literarischen Anspruch miteinander verbindet.
Wie Ernst Toller nutzt Marinić ihre Stimme nicht nur als Autorin, sondern auch als öffentliche Intellektuelle, die gesellschaftliche Entwicklungen kritisch beobachtet und mitgestaltet. In einer Zeit politischer Umbrüche würdigt die Jury mit dieser Auszeichnung eine Schriftstellerin, die die Tradition kritischen, engagierten Schreibens in die Gegenwart führt. In ihren Romanen und Erzählungen wie Restaurant Dalmatia behandelt sie drängende Fragen unserer Zeit, Fragen nach Identität und Herkunft, mit poetischer Sensibilität. Ihre Essays, darunter Sheroes, inspirieren zu einem neuen Blick auf Feminismus, Diversität und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im zuletzt erschienen Band Sanfte Radikalität ruft sie zu einem neuen gesellschaftlichen Miteinander abseits polemischer Botschaften und aggressiver Polarisierung auf.
Mit Toller verbindet Marinić ihre humanistische Grundhaltung, ihr entschiedenes Eintreten für soziale Gerechtigkeit und eine offene Gesellschaft, in Zeiten, in denen demokratische Werte zusehends unter Druck geraten.“
Über Jagoda Marinić
Jagoda Marinić ist Schriftstellerin, Publizistin und Podcasterin. Sie ist als feste Kolumnistin für den Stern tätig, publizierte daneben bereits u. a. in der New York Times, der taz und der Süddeutschen Zeitung. Zudem ist Jagoda Marinić Host des erfolgreichen ARD-Podcasts „Freiheit Deluxe“, in dem sie mit Gästen wie Jan Böhmermann, Cornelia Funke, Siri Hustvedt, Igor Levit, Tijan Sila oder Slavoj Zizek über deren Verständnis von Freiheit spricht. Für die Moderation in ihrem „arte“-Talk „Das Buch meines Lebens“ wurde sie für den Grimme-Preis nominiert. 2022 wurde sie als Kulturjournalistin des Jahres ausgezeichnet. Seit 2023 ergänzt sie mit scharfem politischem Blick und feiner Ironie den Podcast „Apokalypse & Filterkaffee“. Zehn Jahre lang baute Jagoda Marinić als Kulturmanagerin das Interkulturelle Zentrum in Heidelberg auf und entwickelte mit unterschiedlichen Akteur:innen neue Strukturen für eine offene Gesellschaft. Bis heute kuratiert sie das feeLit – Internationales Literaturfestival in Heidelberg. Noch während ihres Studiums der Politikwissenschaft, Germanistik und Amerikanistik wurde Jagoda Marinić vom Suhrkamp Verlag entdeckt, in dem ihr Debüt Eigentlich ein Heiratsantrag erschien. Seitdem schreibt sie Essays, Erzählungen und Romane und hat mit Wer war Kitty Genovese? auch ein Theaterstück verfasst, das 2011 für den Leonhard-Frank-Preis nominiert war. 2013 erschien ihr Roman Restaurant Dalmatia, der Migration, Integration und die verschiedenen Generationen der sogenannten Gastarbeiter in Deutschland literarisch thematisierte und seiner Zeit weit voraus war. In ihrem aktuellen Buch, Sanfte Radikalität. Zwischen Hoffnung und Wandel (S. Fischer 2024) versucht Marinić in einer Zeit, in der vielen die Zuversicht abhandenkommt, zwischen utopischem Denken und machbaren Lösungen zu vermitteln. Sie selbst ist eine Grenzgängerin zwischen konstruktivem Streiten und stoischem Dranbleiben – mal amüsiert, mal kämpferisch, immer durchdacht.
Mehr Informationen zur Autorin: https://jagodamarinic.com/
Der Ernst-Toller-Preis
Die Ernst-Toller-Gesellschaft e. V. verleiht den gleichnamigen, mit 5.000 Euro dotierten Preis seit 1997 in Zusammenarbeit mit der Stadt Neuburg an der Donau und dem Lions-Club. Ausgezeichnet werden schriftstellerische Leistungen aus dem Grenzbereich von Literatur und Politik. Zu den bisherigen Preisträger*innen zählen Albert Ostermaier (1997), Biljana Srbljanovic (1999), Felix Mitterer (2001), Juli Zeh (2003), Günter Grass (2007), Gerhard Polt (2009), Christoph Ransmayr (2013), Katja Petrowskaja (2015), Roman Ehrlich (2016), Wolf Biermann (2018), Gertraud Klemm (2021) und Shida Bazyar (2023).
Weitere Informationen zum Preis finden Sie auf der Website der ETG: https://www.ernst-toller.de/der-preis/.
Die Preisreden und Laudationes sind in der Schriftenreihe der ETG erschienen: Dieter Distl, Irene Zanol (Hg.): Im Grenzbereich von Literatur und Politik. Ernst-Toller-Preis-Reden 1997–2018. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2018 (Schriften der Ernst-Toller-Gesellschaft, 10).
Die diesjährige Preisverleihung findet am Samstag, den 27. September 2025 um 18 Uhr im Stadttheater Neuburg an der Donau statt. Anmeldungen zur Preisverleihung werden per Mail an info@ernst-toller.de entgegengenommen.