Laudatio: Ruth Drexel
Aus der Begründung der Jury: „Mitterer spürt der Bedeutung des Politischen für den einzelnen Menschen zu unterschiedlichen Zeiten nach, er untersucht, wie politische Entscheidungen, technische Neuerungen und gesellschaftliche Phänomene traditionelle Lebensformen unter Druck setzen und zerstören, und er wünscht sich doch, dass die Menschen „was“ lernen. Er konfrontiert sein Publikum mit menschlichen Tragödien, von Menschen verursachten Tragödien, weil es diese Tragödien um alte Menschen, behinderte Menschen, Außenseiter, Sprach- und Machtlose, die verzweifelt um ihre Würde kämpfen, im Alltag nicht wahr nimmt, verdrängt. Mitterer ist natürlich Moralist und als solcher kann er wütend sein, unnachgiebig, und er kann bei aller Schärfe gütig sein und nachsichtig – nach eigenem Bekunden manchmal sogar dann, wenn er das gar nicht will. Er möchte, dass seine Literatur nützt, dass „die Leut was lernen“, und er weiß, dass dies auch möglich ist, wenn sie Vergnügen dabei haben. Diese Einsicht ist ja auch nicht so ganz neu und vielleicht steckt dahinter der alte, unausrottbare Optimismus des Aufklärers, der schließlich auch Ernst Tollers Werk und Leben immer wieder Impulse gab.“ (Reinhold Schira)